Die Siedlungslandschaft Rundlinge


Die Rundlinge im Wendland haben aufgrund ihrer hohen Konzentration und ihres ausgezeichneten Erhaltungszustands eine einzigartige, über Jahrhunderte geformte, bäuerliche Siedlungslandschaft gestaltet und bewahrt. Die ursprünglich in Hufeisenform angelegten vorneuzeitlichen Dörfer mit einem rundförmigen, freien Dorfzentrum hatten ihren geografischen Schwerpunkt entlang der Elbe-Saale-Linie mit historischer Relevanz als deutsch-slawische Kontaktzone.


Die geschlossene, runde Form der Rundlinge und ihre dicht um das Dorfzentrum angeordneten Hallenhäuser sind das Produkt einer Entwicklung über viele Jahrhunderte und zeigen heute vor allem den spätesten Entwicklungsstand des 18. und 19. Jahrhunderts auf. Von den ursprünglich über tausend Rundlingsdörfern sind nur noch wenige vollständig erhalten. Das Ensemble der Rundlingsdörfer in dem vergleichbar kleinen Gebiet des Wendlandes vereint nicht nur eine Vielzahl von hervorragend erhaltenen Rundlingen, sondern präsentiert diese in einer einzigartig zusammenhängend erhaltenen Siedlungslandschaft, die dementsprechend Welterbepotential veranschaulicht.


Die planmäßig angelegten Rundlingsdörfer mit ihren keilförmig ausgerichteten Hofparzellen und der zum mittigen Dorfplatz orientierten Giebelseite der Hallenhäuser prägen diese Siedlungslandschaft. Sie wird dabei wesentlich charakterisiert durch die Dorftypologie und die Landnutzungsstruktur, vor allem die sich von den Dorfzentren radial ausbreitenden Flurstücke, oft begrenzt durch Hecken und Bäume. Dabei hat die naturräumliche Ausstattung der herausgebildeten Siedlungslandschaft mit den höher gelegenen Siedlungen der Rundlingsdörfer auf zumeist altdiluvialen, sandigen Böden und den angrenzenden feuchten Niederungen, die als Gärten oder Grünland genutzt werden, ebenso entscheidend geprägt. So verweisen große Solitäreichen im Bereich der freien Dorfzentren in vielen Rundlingen auf die wichtigste Baumart in dieser Siedlungslandschaft, die sowohl Baumaterial als auch Eicheln für die Viehmast lieferten.


Die 19 ausgewählten Rundlinge im Vorschlagsgebiet, illustrieren den außergewöhnlichen universellen Wert der einzigartigen Siedlungslandschaft als Siedlungstypologie und erhaltene Dorfstruktur des 12. Jahrhunderts, einschließlich der vernakularen Architektur des 18. und 19. Jahrhunderts. Diese Dörfer bilden zusammen das Welterbevorschlagsgebiet: Bausen, Bussau, Diahren, Dolgow, Ganse, Granstedt, Gühlitz, Güstritz, Jabel, Klennow, Köhlen, Küsten, Lübeln, Lensian, Mammoißel, Püggen, Prießeck, Satemin, und Schreyahn. Die Dörfer sind unten in der interaktiven Karte dargestellt. Beim Anklicken sind weitere Informationen zu den einzelnen Dörfern zu sehen.